Personenschaden in Zeiten der Digitalisierung

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Köln, 10. Oktober 2017  Was bedeuten die fortschreitende Digitalisierung und die steigenden Anforderungen an den Datenschutz für das Management von Personenschaden? Welche Chancen birgt das Predictive Modelling? Diese und andere Fragen diskutierten die Teilnehmer auf der 6. Fachtagung Assecuranz in Köln. Die Digitalisierung des Alltags schreitet in großen Schritten voran. Datenschutz und Big Data sind nur zwei Schlagworte, die Versicherer wie Versicherungsnehmer im Zusammenhang mit der Digitalisierung zunehmend beschäftigen. Auf der 6. Fachtagung Assecuranz fanden sich zahlreiche Branchenvertreter zusammen, um die Zukunft des Personenschadenmanagements in digitalen Zeiten zu diskutieren. Veranstaltet wurde das bis auf den letzten Platz ausgebuchte Event von der e.Consult AG, die einfache und sichere mobile Kommunikationslösungen für Versicherer anbietet, sowie von dem Personenschadenexperten ACTINEO und rehacare. Wettbewerb der Werte Die digitale Welt braucht einen Wettbewerb der Werte, denn es mangelt ihr an ethischen Grundsätzen. Das stellte Dr. Frank Esselmann, Partner der Valueberatung concern GmbH, in seinem Keynote-Vortrag fest. „(Teil)autonome Autos, virtuelle Assistenten, neue Behandlungsformen in der Medizin: Mit der exponentiellen Zunahme des technisch Machbaren und der Übergabe von menschlicher und institutioneller Verantwortung an Algorithmen verschärft sich eine Auseinandersetzung mit Werten“, erklärte Esselmann. Seine Forderung an die Versicherungswirtschaft lautet deshalb: Unternehmen müssten aktiv eine Werteposition einnehmen, diese konsequent umsetzen und verständlich kommunizieren. Wenn Versicherer ethische Grundsätze haben und diese klar vermitteln, schafft das Vertrauen und sorgt dafür, dass sich verunsicherte Kunden gut aufgehoben fühlen. Auf diese Weise können neue Märkte erschlossen werden und Versicherer sogar von der digitalen Transformation profitieren. Modellierung des Schmerzensgeldes Die Digitalisierung bringt es mit sich, dass große Menge Daten beschafft und ausgewertet werden können. Versicherer können das nutzen, indem sie Predictive Modelling betreiben und Kosten mathematisch modellieren, um sie besser einschätzen können. Die sogenannte Data Analysis birgt demnach große Chancen. Carina Götzen, Aktuarin und leitende Beraterin bei der Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft für aktuarielle Beratung hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Ihre Gesellschaft erstellte ein mathematisches Modell für den Personenschaden-Spezialisten ACTINEO, in dem es um die Kostenpositionierung von Schmerzensgeld im Personenschaden geht.   „Die Relevanz für eine Schmerzensgeldeinschätzung ist gerade im Mengenschaden groß“, betonte Götzen. Auf Basis des Schmerzensgeldmodells wird dem Schadensachbearbeiter der Versicherung einzelfallbezogen ein angemessenes Schmerzensgeld ausgewiesen, das den durchschnittlichen Marktwert der Konsensentscheidungen abbildet. Das wiederum liefert wertvolle Unterstützung bei der Schadenregulierung. Dank Data Analysis und damit dank der Digitalisierung sind solche Modelle gut möglich und können eine erhebliche Arbeitserleichterung für Versicherungen darstellen. Das Prinzip lässt sich nicht nur auf Schmerzensgeldeinschätzungen anwenden. Die Gesellschaft plant beispielsweise bereits die Integration eines Arbeitsunfähigkeitsmodells auf Basis von Data Analysis.   Spannungsfeld Datenschutz Das Thema Datenschutz begleitet jeden von uns tagtäglich. Mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung kommen ganz neue Herausforderungen auf Versicherungen zu. Detlef Boes, Bereichsleiter und Direktor Kraftfahrt-/Personengroß-/Unfallschaden im AXA Konzern, sprach auf der Fachtagung Assecuranz über das Spannungsfeld von Big Data und Datenschutz. Der Schadenexperte zeigte die Anforderungen der neuen Datenschutzverordnung auf. Wenn es um Digitalisierung im Bereich Personenschaden geht, müssen vor allem die Sachbearbeiter den Datenschutz im Fokus behalten. Damit das keine leere Floskel bleibt, sollten Versicherer ihre Mitarbeitenden für den Umgang mit Personendaten stark sensibilisieren. Digitalisierung bedeutet im Personenschadenmanagement nicht zuletzt verstärkten Datenschutz.


Datenschutz ist kein Beinbruch Nun könnte man meinen, Versicherer stünden vor schier unlösbaren Problemen, wenn sie einerseits Datenschutz und andererseits schneller und effizienter Schadensabwicklung gerecht werden wollen. Dass das nicht so sein muss, zeigte der Vortrag von Dominik Bach eindrucksvoll. Er ist Vorstandsvorsitzender der e.Consult AG, einem Unternehmen, das Praxislösungen zur datensicheren Kommunikation im Personenschaden bietet. „Partner und Kunden erwarten eine schnelle und zeitgemäße Schadenregulierung und damit auch eine Digitalisierung der Kommunikation“, erklärte Bach. Die e.Consult AG hat eine Anwendung zur Schadenbearbeitung entwickelt, die problemlos mit jedem Smartphone genutzt und voll in ERP-Systeme integriert werden kann. Versicherer, Dienstleister und Kunden können auf diesem Wege im Schadenfall schnell, intuitiv und vor allem absolut sicher miteinander kommunizieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Zufriedene Kunden profitieren ebenso von einem schnellen und effizienten Schadenmanagement wie die Versicherungen.   Schadenverursachung durch Tiere Was bedeutet es für den Tierhalter, wenn ein Haus- oder Nutztier einen Personenschaden verursacht? Einen Seitenblick auf dieses eher selten beleuchtetes Thema warf Uwe J. Badt, Rechtsanwalt und Mediator. Was bedeutet Tiergefahr, welche Eigenschaften hat ein Tierhalter und welche im Gegensatz dazu ein Tierhüter? Anhand einer Reihe aktueller Fälle zeigte er die Haftungspflichten des Nutztierhalters auf. Einem anderen rechtlichen Aspekt in Zusammenhang mit Personenschaden durch Tiere widmete sich Heinz Otto Höher, Partner und Rechtsanwalt bei BLD Bach Langheid Dallmayr Rechtsanwälte. Für Versicherer hat es mitunter weitreichende Konsequenzen, die Haftung bei Tierunfällen privilegiert wird. Beispielsweise kann es sich bei dem Sturz vom Pferd um einen Arbeitsunfall handeln, je nachdem, welche Beschäftigung vorliegt. Außerdem spielt die Art der Verletzung eine Rolle. Die rechtlichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben, sind viefältig und oft komplex. Schnittbilddiagnostik in der Schadeneinschätzung Im Fokus der Fachtagung standen außerdem medizinische Themen. Prof. Dr. Harald Meier, seit 2014 Leiter des Instituts für Medizinische Begutachtung bei ACTINEO, führte die Rolle der Schnittbilddiagnostik bei der Beurteilung von Unfallfolgen ins Feld. Ist die Achillessehnenruptur tatsächlich unfallkausal oder ist sie auf eine bereits vor dem Unfall bestehende Erkrankung zurückzuführen? „Moderne Untersuchungsverfahren wie das MRT oder die Computertomografie stellen einen wichtigen Baustein der Beurteilung von Vorinvalidität und zur Berücksichtigung der Mitwirkungsregel dar“, erläuterte der erfahrene Mediziner. Die medizinische Einschätzung von Unfallfolgen bestimmt den Ausgang eines Schadenfalls entscheidend mit. Dr. med. Ulrich Müller-Lung, Facharzt für Radiologie in Köln, beleuchtete zum Abschluss der Vortragsreihe das Thema MRT- und CT-Untersuchung in der Schadeneinschätzung  – ein völlig anderer Aspekt der Digitalisierung im Personenschaden. Vor allem die verschiedenen Methoden der Bildgebung sind interessant: Wann ist welche Methode sinnvoll und welche Verletzungen kann sie genau erfassen? Durch die Weiterentwicklung der technischen Feinheiten und Besonderheiten dieser Verfahren können zuverlässige Aussagen zu Diagnosen gemacht werden. Zudem werden vorhandene Vorerkrankungen erkannt und können bei der Schadenbearbeitung berücksichtigt werden. Besonders bei neuralgischen Punkten von Verletzungsmustern wie dem Schulter-, Knie- oder Hüftgelenk sowie der Wirbelsäule ist eine hochspezifische Schnittbilddiagnostik ein wichtiges Werkzeug zur Beurteilung von Unfallfolgen.  

DIE VERANSTALTER

Über ACTINEO ACTINEO ist ein unabhängiger, auf ganzheitliche Lösungen im Personenschadenmanagement speziali-sierter Dienstleister. Seit seiner Gründung 2009 hat sich das Kölner Unternehmen zum innovativen Marktführer für die Digitalisierung und die medizinische Einschätzung von Personenschäden entwickelt. Im Auftrag von Versicherungsunternehmen leistet ACTINEO medizinisch kompetente und daten-basierte Unterstützung im gesamten Schadenmanagementprozess, damit Personenschäden transparent, schnell und fair reguliert werden können. Zu den Leistungen von ACTINEO bei der Personenscha-denregulierung gehören unter anderem:

– die Beschaffung, Strukturierung und Plausibilisierung medizinischer Daten – die Einschätzung und Erstellung medizinischer Gutachten – die systematische und medizinisch fundierte Rechnungsprüfung – die Normierung und Digitalisierung von Personenschäden

Über e.Consult AG Die e.Consult AG ist Experte für vertrauliche Business-Kommunikation und steht für einfache, sichere und strukturierte Vernetzung von Geschäftspartnern wie Rechtsanwälten und Versicherungen, die vertrauliche Dokumente und strukturierte Daten austauschen.

Über rehacare Die rehacare GmbH ist eines der größten Dienstleistungsunternehmen im Rehabilitations- und Case-Management in Deutschland und in den Bereichen Medizin-Management, berufliches Reha-Management, Pflege-Management sowie Technik-Management aktiv.


Nachbericht 6. Fachtagung Assecuranz

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